J2ME Fazit, Ausblick und Entwicklung


4. Fazit und Ausblick

Das Fazit dieser Diplomarbeit ist zweigeteilt. Auf der einen Seite bietet die Java 2 Micro Edition den Entwicklern beeindruckende Möglichkeiten um Ihre Ideen auf mobilen Endgeräten umzusetzen. Für erfahrene Java-Entwickler bereitet der Umstieg auf die Micro Edition kaum Probleme, auch wenn einige Einschränkungen zu beachten sind und auf viele Funktionen der Standard Edition verzichtet werden muss.

Mittlerweile steht ein riesiger Markt zur Verfügung, da die J2ME durch alle namhaften Hersteller unterstützt und mit den aktuellen Modellen ausgeliefert wird. Für Applikationen, die auf keine speziellen Funktionen oder optionalen Packages zurückgreifen, bietet sie eine ideale Basis. Durch die in MIDP 2.0 eingeführten Funktionen ist die J2ME gerade für Spieleentwickler sehr interessant geworden.

Wenn Applikationen auf mehreren, optionalen Packages aufbauen, zeigen sich jedoch schnell die Grenzen der J2ME. Das Modell ist für den Endkunden sehr unübersichtlich, da allein um herauszufinden, ob eine Applikation auf dem eigenen Mobiltelefon läuft, schon einiges an Wissen benötigt wird.

Kryptische Abkürzungen wie CLDC und MIDP prägen sich schlecht ein, außerdem verwirren die zahlreichen, optionalen Packages zusätzlich. Für den Anwender ist es schwer verständlich, wieso sein Mobiltelefon mit interner Kamera und Bluetooth keine Java-Applikationen unterstützt, welche diese Schnittstellen nutzen. Sicherlich ist dieses Problem zeitlich begrenzt, da die Hersteller die Implementierungen permanent weiterentwickeln und die Endgeräte immer leistungsfähiger werden.

Leider ist die Umsetzung der API derzeit oft fehlerhaft, wie z. B. die Bluetooth API von Siemens, dies ist bei einer neuen Technologie aber nicht wirklich verwunderlich. Dass die Hersteller permanent an Updates arbeiten, zeigten die zahlreichen Firmwareupdates und die daraus resultierenden Verbesserungen, welche in Kapitel 3.4.2 beschrieben wurden. Trotzdem bereitet die Fehlersuche dem Entwickler einiges an Kopfzerbrechen, eine deutlichere Kennzeichnung der Beta-Versionen durch die Hersteller wäre hier wünschenswert.

Dass viele Umsetzungen unvollständig sind, ist auf längere Sicht bedenklicher, z. B. die Aufnahme von .amr statt .wav oder .jpg statt .png zieht Inkompatibilitäten mit anderen Geräten nach sich, welche die Portabilität weiter einschränken.

Dass zwar, wie am Beispiel des Nokia 6230 gezeigt wurde, Funktionen des Mobiltelefons beworben werden (MMAPI), diese jedoch nur zu einem Bruchteil umgesetzt wurden, ist nicht hinnehmbar. Hier müsste durch SUN eine Kontrolle und Zertifizierung stattfinden, da dies dem Image von Java grundsätzlich schadet.

Auch durch die herstellerspezifischen Packages wird der Standard verwässert, hier werden im Endeffekt wieder plattformabhängige Applikationen entwickelt und das „Write once – run everywhere“ – Konzept untergraben. Gerade die Plattformunabhängigkeit von Java ist seine Stärke, plattformabhängige Anwendungen können auch für Symbian OS oder andere Betriebssysteme nativ geschrieben werden. Hier werden dem Entwickler meist wesentlich mehr Möglichkeiten geboten, insbesondere der Zugriff auf Systemfunktionen wie z. B. normale SMS oder die Kontaktdaten.

Dass normale SMS ohne Portangabe nicht von Java abgefangen werden können, ist prinzipiell nicht verständlich, da sowieso für jeden Zugriff auf kritische Funktionen die Bestätigung durch den Benutzer eingeholt wird. Hier bieten die nativen Sprachen noch klare Vorteile, SUN sollte das doch sehr straffe Sicherheitskonzept in späteren Versionen etwas lockern.

Trotz dieser „Kinderkrankheiten“ wird sich die J2ME gerade wegen der einfachen Entwicklung und der hohen Verbreitung wohl weiter durchsetzen und native Applikationen in vielen Bereichen ersetzen. Es ist zu erwarten, dass der Markt für Software auf mobilen Endgeräten in Zukunft weiter wachsen wird. Durch die technische Weiterentwicklung sind hier noch sehr interessante Applikationen zu erwarten, die das Mobiltelefon zum universellen Begleiter erweitern.

4.1 Ausblick in die Zukunft

Für die Applikation „n3po“ wird voraussichtlich in ein bis zwei Jahren eine breite Basis an Endgeräten auf dem Markt erhältlich sein, welche alle benötigten Funktionen fehlerfrei unterstützen. Nokia bringt im Mai 2005 das Nachfolgemodell zum getesteten Nokia 6230, das 6230i auf den Markt, welches die FileConnection API unterstützt. Damit ist die Applikation auf diesem Telefon lauffähig, wenn ein Foto über die Fotofunktion des Handys geschossen wird und über das Filesystem in die Applikation geladen werden kann. Von Siemens ist im Rahmen der Firmwareupdates für die 65-Generation auch eine Weiterentwicklung der Bluetooth-API und eine Korrektur der bisherigen Fehler zu erwarten.

Wenn das Pairing umgangen werden kann, sind auch Weiterentwicklungen der Applikation wie z. B. ein Message-Routing denkbar. So könnten sich zwei Personen finden und miteinander kommunizieren, obwohl sich die Geräte außerhalb der Bluetooth-Reichweite befinden. Ein oder mehrere andere Mobiltelefone könnten als Router genutzt werden, wenn die Pakete an die jeweilige Bluetooth-Adresse des anderen Geräts adressiert werden und Pakete, deren Empfänger nicht mit der eigenen Adresse übereinstimmten, an andere Geräte in der Umgebung weitergeleitet werden. Natürlich müsste eine Lebenszeit für die Pakete definiert werden, ebenso müsste jede Nachricht eine Liste beinhalten, an welche Geräte sie bereits verschickt wurde, um einen „Ping-Pong“ – Effekt zu vermeiden. Die Klasse DataPacket enthält bereits einen Konstruktor für Message-Routing, jedoch wurde diese Funktion nicht weiterentwickelt, da es auf dem WTK-Emulator nicht möglich ist, die Bluetooth-MAC einzustellen. Auch auf den Endgeräten fehlen die prinzipiell benötigten Funktionen wie das Abfragen der Service-Description und das Aufbauen einer nicht authentifizierten Verbindung.

Durch die Location-API könnte die Applikation insofern weiterentwickelt werden, dass die Weiterleitung der Nachrichten örtlich eingrenzbar ist. Es könnten zum Beispiel Suchanfragen nach anderen Personen zwischen den Mobiltelefonen weitergeleitet werden, der Benutzer könnte die „Reichweite“ einstellen, z. B. maximal 500 Meter vom eigenen Standort entfernt. Interessant ist hierbei auch, dass sich die Personen mit den Endgeräten permanent bewegen, also immer neue Kommunikationspartner gefunden werden und die Reichweite der Nachrichten somit erhöht wird. Prinzipiell wäre es möglich, dass andere Telefone als „Briefträger“ genutzt werden, die zeitlich begrenzt versuchen, die Nachricht dem Empfänger zuzustellen.



Ähnliche Artikel zu "J2ME Fazit, Ausblick und Entwicklung":


Wenn Du noch Fragen zum Thema J2ME Fazit, Ausblick und Entwicklung hast, dann schreib einfach einen Kommentar - oder schau dir meine Buchtipps an:

Wie ist DEINE Meinung zum Thema J2ME Fazit, Ausblick und Entwicklung?

Schreib sie einfach als Kommentar:

You must be logged in to post a comment.




karbacher.org © J2ME Fazit, Ausblick und Entwicklung